DER KÖRPER ALS "FESTPLATTE" UND SCHLÜSSEL ZUR LEBENDIGKEIT

Der physische Körper ist die „Hardware“ für unsere Seele, ein Wunderwerk der Evolution, er ermöglicht uns den Zugang zu den sinnlichen Erfahrungen und meistens auch zu den Emotionen.

Das Verhältnis zum Körper ist oft sehr zwiegespalten, meist registriert man ihn erst so richtig, wenn es irgendwo schmerzt.

Je belasteter die Lebensgeschichte, umso mehr neigt man dazu, sich von den Empfindungen des Körpers abzuspalten, um Gefühle nicht fühlen zu müssen. Das, was zu einer Zeit eine (gefühlt) lebenswichtige Notwendigkeit war, wird zum allgegenwärtigen Seinszustand, sofern kein neuer Umgang mit den Folgen der belastenden Lebensereignisse gefunden werden konnte.

Überwältigende Gefühle lassen den Körper „festfrieren“, die Energie des Gefühls („E-motion“- Energie in Bewegung) setzt sich im Körper fest. Die Folge sind Verspannungen und Fehlstellungen, die oft sehr schmerzhaft werden können. Daraus resultiert eine eingeschränkte Beweglichkeit, wodurch die Faszien noch mehr verkleben. Das führt über die Zeit zu noch mehr Verspannungen, also auch Fehlstellungen des Körpers. Diese Fehlstellungen müssen ausgeglichen werden, damit das Gleichgewicht beim Stehen und Gehen bewahrt werden kann, der Körper gerät insgesamt aus der Balance. Unbehandelt führen diese Fehlstellungen zwangsläufig zu Arthrosen.

Rebalancing bringt nicht nur den Körper wieder in die natürliche Haltung, sondern ermöglicht auch der Seele zunehmend zu fühlen, die Lebendigkeit nimmt zu.

Somatische emotionale Integration, Polaritätsarbeit, imaginatives Bilderleben, etc. helfen, die Gefühle zu integrieren und die emotionale Selbstregulation in einer konstruktiven Form (wieder)herzustellen.

Doch was bedeutet „emotionale Selbstregulation“?

Unter diesem etwas sperrigen Fachausdruck versteht man die Fähigkeit, mit Gefühlen konstruktiv umzugehen. Das bedeutet, Gefühlen einen angemessenen Raum zu geben, sie „halten“ zu können und mit diesen nicht vollständig identifiziert zu sein, also einen gewissen inneren Abstand zu haben. Dass dies in der Praxis nicht (immer) optimal gelingt, liegt auf der Hand. Wir sind beginnend als Neugeborene bis zum Ende der Pubertät mehr oder minder stark auf unsere Bezugspersonen angewiesen, damit diese uns behilflich sind, uns emotional zu regulieren. Je weniger „optimal“ dieser Prozess läuft, umso öfter finden wir uns in schwierigen emotionalen Zuständen wieder, denen wir quasi hilflos ausgeliefert sind. Die Folgen sind oft destruktive Mittel zur emotionalen Regulation wie Esstörungen, Rauchen, übermässiger Alkoholgenuss, Süchte aller Art. Die mit einhergehenden teils sehr starken Agressionen münden insbesondere beim weiblichen Geschlecht in Selbst-verletzungen und/oder -hass, junge Männer neigen eher dazu, diese nach außen zu richten und kommen mitunter schnell mit dem Gesetz in Konflikt.

Eine weitere, oft zwangsläufige Überlebensstrategie ist es, sich von den Gefühlen insgesamt abzuschneiden, denn man kann nicht einfach nur ein Gefühl unterdrücken, oder „kontrollieren“ wie man zu sagen pflegt. Damit ist man schon mit (mindestens) einem Bein in der Depression. Übrigens: Die einzige Kontrolle, die man wirklich hat, ist nicht über das Gefühl selbst, sondern über den Impuls, den das Gefühl immer mitliefert. Diese Impulskontrolle entscheidet oft maßgeblich darüber, wie wir im Alltag zurechtkommen, insbesondere auf der Beziehungsebene mit den Mitmenschen.

Ich erinnere mich, früher hatte ich einen Spruch: „Ich fühle, also bin ich!“

Die Gefühle machen das Leben erst richtig bunt und lebendig.